Günstige Gelegenheiten sollte man
nicht ausschlagen. Diese alte Weisheit beherzigte der König, als er
das Angebot erhielt, eine Reisegruppe nach Florida, dem Wartezimmer Gottes, zu begleiten.
Recht kurzfristig, so dass beim König
leichte Panik ausbrach, mussten Sachen gepackt und jemand zum Blumen
gießen gesucht werden.
Ich bin reich! |
Generalprobe zu Haus |
Außerdem brauchte er noch landestypisches Geld. Das Geld aus des Königs Heimat konnte man nicht zu den
traditionellen amerikanischen Röhrchen formen, die man ja brauchte,
um verschiedene Nahrungsergänzungsmittel aufzunehmen.
Abschied vom treuen Freund |
Aber die
Vorbereitungen konnten rechtzeitig abgeschlossen werden; schnell noch
ein Abschiedsgruß an den Schneemann, den treuen Freund der letzten
sechs Monate in Deutschland; und hui, schon ging über Berlin Tegel
und Barcelona nach Miami.
Das Hui über den Atlantischen Ozean zog
sich allerdings hin, in den engen Sitzreihen des Fliegers schliefen
des Königs Beine mehrmals ein und durch das Guckloch der
Fluggastzelle sah er stundenlang nur Wasser. Es war deprimierend.
Aber gleich nach der Landung verschwand die negative Stimmung. Warme
Sonnenstrahlen liebkosten des Königs Haupt, das hat er seit Monaten
nicht mehr erlebt. Schnell wurden die dicken Wintersachen aus dem
trüben Europa ausgezogen und ganz tief in die Tasche gesteckt. So,
jetzt konnte der Urlaub losgehen.
483 LCH |
Als erstes inspizierte der König den
bereitgestellten Wagen, der ihn über die Highways von gods own
country tragen sollte. Ein monströser schwarzer Ford wartete und ...
er gefiel dem kleinen Herrscher ausnehmend gut.
Der erste Ausflug der Reise führte die
Gruppe nach Sanibel Island, einer schönen naturbelassenen Insel
westlich von Fort Meyers. Auf der Insel darf kein Haus höher sein
als die höchste Palme, diese Vorschrift verwirrte seine
Plüschigkeit. Was, wenn die höchste Palme umfiel, oder was wenn mal
eine Palme 300m hoch wird? Können die Einwohner dann ihre Häuser
aufstocken? Sehr seltsam, die Gesetze hier. Aber das hängt
vielleicht irgendwie damit zusammen, dass hier viele CIA-Veteranen
ihren Lebensabend verbringen. Nach ihren vielen Spionageeinsätzen
sind sie vielleicht höhenkrank oder so. Wer weiß? Da spaziere ich doch
lieber am Strand entlang, dachte der König. Gesagt – getan.
Da knirscht der Sand zwischen den Zehen |
Was der König nicht kennt, das isst er nicht |
Den
feinen weißen Sand an den Füßen spüren, die Haare im lauen Wind,
das war was für ihn. Plötzlich sah er ein seltsames, schreckliches
Tier und er wusste nicht wie er sich verhalten soll. Hinlegen, still
verhalten, oder doch lieber schreiend auf das Ungetüm zu rennen? Glücklicherweise erlösten die Begleiter den kleinen Herrscher aus der misslichen Situation und erklärten ihm, dass dies ein ungefährlicher
Pfeilschwanzkrebs sei, der keinen Plüsch frisst.
Bald kam die Gruppe zur Sanibel School, die laut Info-Tafel nur für weiße Kinder offen war. Schwarze mussten draußen bleiben. Darüber regte sich der König, der ja bekanntermaßen eine humanistische Erziehung genoss, dermaßen auf, dass ihm die Haare zu Berge standen und er kaum beruhigt werden konnte.
Bald kam die Gruppe zur Sanibel School, die laut Info-Tafel nur für weiße Kinder offen war. Schwarze mussten draußen bleiben. Darüber regte sich der König, der ja bekanntermaßen eine humanistische Erziehung genoss, dermaßen auf, dass ihm die Haare zu Berge standen und er kaum beruhigt werden konnte.
Der König ist entsetzt |
Erst als er sich beim Sanibel
Lighthouse, dem Leuchtturm der Insel, verschiedene technische
Apparaturen erklären ließ, ging es mit dem Blutdruck wieder in
normale Höhen. Und als der König auf einem Schild las, dass es hier
auch Krokodile gab, war die Sache mit der Schule auch schon wieder
vergessen.
Da wird ihm schwindlig |
Am nächsten Tag erkundete der König Anna Maria Island. Auch dieses noch etwas unbekannte Eiland liegt vor der Westküste Floridas. Und auch hier dürfen die Häuser nicht sehr hoch gebaut werden, 20,5 Meter, dann ist Schluss. Aber warum nur, warum? Egal, der König machte einen Spaziergang über die Uferpromenade und durch pittoreske Gassen.
Warum rennt die Frau? |
Beim Schlendern in der Sonne und Besuchen von verschiedenen
Boutiquen mit den begleitenden Frauen verging die Zeit wie im Fluge.
Es konnten einige Oberteile erstanden werden. Am Abend dann genoss er
einen spektakulären Sonnenuntergang. Leider konnte er eine Sache
nicht beobachten, dafür war er zu zeitig im Jahr dort auf der Insel:
Im Mai kommen die vom Aussterben bedrohten bis zu 100 kg schweren
Loggerhead Schildkröten (Caretta caretta) an den Strand. Dort
buddeln sie ihre Nester in den Sand und legen ihre Eier ab. Ja, auch
wenn es komisch klingt, Schildkröten legen Eier. Gern hätte der
König dieses Schauspiel beobachtet, aber man kann nicht alles haben.
Himmelslinie von Miami |
Miami, die größte Stadt Floridas
wartete am nächsten Tag auf des Königs Visite. Richtig große
Häuser, eine echte Skyline und ein Trubel wie in großen Städten
eben üblich empfingen den König. Das gefiel ihm gut. Eine Fahrt in
der Sonne über den Ocean Drive, die Arme lässig aus dem Autofenster
hängend wie James Dean, das war auch ein schönes Erlebnis für den
kleinen Herrscher.
An der Mole von Miami musste er sich
vorsichtig und leise verhalten, dort war eine Schutzzone für
Seekühe. Von diesen sagenumwobenen Getieren hatte er schon gehört,
schob sie aber immer ins Reich der Fantasie ab. Sollte es sie
wirklich geben? Der kleine König wartete einige Stunden am Ufer, nur
eine Seekuh bekam er nicht zu Gesicht. Später, zu Haus, erfuhr er
aus dem Internetz mit automatischer Übersetzungsfunktion:
Während der Wintermonate, Seekühe
Kopf für warme Gewässer, wie Federn und Kraftwerk Entladungen. Für
den Rest des Jahres sind Seekühe breit gestreut.
Aha, dachte er.
Manatee |
Aber noch war er in Florida, und dort
sollte am nächsten Morgen der Höhepunkt der Tour für den König
stattfinden: Eine Fahrt in die Everglades mit so einem Boot, das
aussieht wie ein flachgelegter Helikopter. Der König war sehr
aufgeregt.
Propellerboot im Ruhezustand |
Schon früh um vier ging es los, die Fahrt nach Everglades
City war lang. Endlich angekommen, empfing Käpt'n Ken die königliche
Delegation. Der König sprach den Kapitän auf Barbie an, bekam aber
nur verständnislose Blicke zur Antwort. So ließ seine Plüschigkeit
das Thema ruhen, um nicht den Krokodilen zum Fraß vorgeworfen zu
werden.
Clara und Ken |
Nach einer kurzen Sicherheitsbelehrung
konnte sich der König in das Gefährt setzen und wenig später
später ging es los. Der Nationalpark Everglades ist eine einmalige
subtropische Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten. So
erfuhr der König, dass hier die mysteriöse Seekuh, das
amerikanische Krokodil und auch der seltene Florida-Panther leben
sollen. Der König war da etwas skeptisch und dachte an die
Seekuh-Pleite in Miami. Und er war sehr beruhigt als er erfuhr, dass
von den 27 hier vorkommenden Schlangenarten nur vier giftig seien.
Puh, Glück gehabt. Käpt'n Ken fuhr kreuz und quer durch Kanäle,
die links und rechts dicht mit Mangroven bewachsen waren. Einige
Krokodile und viel Federgetier säumten die Ufer, wohl auch um den
Herrscher aus Europa zu sehen.
In den undurchdringlichen Sümpfen |
Nach der rasanten Fahrt durch diese
einmalige Landschaft gab es am Abend noch ein Ehrendiner für den König
bei seinen Gastgebern. Auch die Begleitung war geladen und haute
ordentlich rein.
Letzter Ausflugstag, wieder eine lange Fahrt, diesmal nach Orlando zu den Universal Studios und Adventure Island mit den Kulissen der Harry Potter Geschichten. Allerdings waren das Sachen, die den kleinen Herrscher nicht sonderlich interessierten. Hogwards, Winkelgasse und Hogsmeade sagten ihm nicht viel.
Schön schief |
Lediglich die Fahrten mit den Achterbahnen und Karussellen
erfreuten des Herrschers Herz. Der König zeigte aber den ganzen Tag
seine professionelle Freundlichkeit, auch um die Gastgeber nicht zu
enttäuschen.
Am Strand von Ford Meyers erholte sich
der König am letzten Reisetag von den doch strapaziösen Ausflügen.
Mit dem Feldstecher beobachtete er viele Wasservögel. Bei einem
schönen Bade entspannte sich der König und ließ beim Schlummern im
Liegestuhl die schönen Erlebnisse der letzten Tage Revue passieren.
Ich beobachte nur Vögel! |
Der Rückflug nach Europa zog sich dann
auch wieder endlos hin, und endlich in Barcelona angekommen stellte
sich heraus, dass der Reiseleiter keine Tickets nach Deutschland
hatte. Da wurde dem König recht mulmig zumute und seine Stimme bekam
ein gewisses Vibrato. Sollte er etwa hier in der spanischen Provinz
bleiben?
Sand in den Augen von Florida |
Aber er schluckte tapfer die Tränen hinunter und sprach
höchstselbst beim Flughafenleiter vor, der ihm eiligst Tickets für
ihn und seine Begleitung besorgte. Na also, geht doch, dachte der
König zufrieden.
Seine Plüschigkeit möchte sich auf
diesem Wege bei seiner Reisebegleitung für die schönen Tage
bedanken. Geschenke gibt es aber keine.