„Nicht mal zu Weihnachten hat man
seine Ruhe!“ stöhnte der König. Aber war er nicht selbst schuld?
Hatte er nicht seine jungen Untertanen ermutigt, die Natur und Technik weiter zu erforschen und ihre Bildung an den besten Instituten seines
Landes zu erweitern? Jetzt haben sie genau dies getan und wollten dem
König ihre Studienobjekte und Labore auch zeigen.
Im Stillen hat sich der König auch
darauf gefreut, aber die Contenance verbot ihm, dies zu exzessiv zu
zeigen.
So fuhr am Weihnachtstage die Kutsche
des Königs vor, um ihn in die chemischen Labore zu bringen. Nach
kurzer Fahrt kam die königliche Kalesche am königlichen Institut
an.
Und schon tauchte ein Problem auf. Der
Gastgeber hatte nicht bedacht, dass das Institut am Feiertage
geschlossen war und er hatte keinen passenden Schlüssel. Was denn
nun? Glücklicherweise kamen zwei Studentinnen, die ihre Zeit im
Institut verschlafen hatten, und wollten schnell heim zu ihren
Lieben.
Der König wies sie an, seine
Delegation einzulassen. Sie fragten den König dreist nach dessen
Berechtigung, er wollte schon barsch antworten; aber der Gastgeber
des Königs sagte den beiden, dass er einen Schlüssel hätte, der
nur nicht ins Schloss passte. Mit dieser eigentlich unsinnigen
Auskunft zufrieden, wurde der König und sein Gefolge eingelassen.
Der König musste über die beiden jungen Hühnchen lächeln.
Am Labor angekommen zeigte der junge
Chemiker dem König stolz sein Namensschild an der Tür. Seine Hoheit
nahm dies wohlwollend zur Kenntnis.
Brille? - Cool mann! |
Im Labor selbst musste selbst der König
erst einmal eine Sicherheitsbelehrung über sich ergehen lassen und
eine Schutzbrille aufsetzen. Doch so ein Vortrag ficht doch den König
nicht an, wie sich noch zeigen wird.
Alles in 3D |
Nach der Belehrung durch den örtlich
zuständigen Chemiker wurden seiner Majestät erst einmal Modelle von
Molekülen am Rechner gezeigt. Da sieht selbst der Laie sehr
deutlich, dass die Enden der Molekülketten mal nach unten und mal
nach oben zeigen. Warum das so ist, das ist unter anderem das Ziel
der Untersuchungen in diesem Labor. Moleküle sind übrigens sehr
klein. Kleiner noch als Staubkörner. Das wusste der König noch
nicht. Er staunte sehr.
Dem König wurden auch Bilder von
Atomen gezeigt. Die sind noch kleiner als Moleküle.
Nach der Theorie ging es an die Praxis.
Dem König wurde detailreich
vorgeführt, wie verschiedene Substanzen gemischt und wieder getrennt
wurden. Dabei erklärte der Chemiker seiner Plüschigkeit, wie die
verschiedenen Apparaturen funktionieren.
Da hat einer Durchblick |
Das Kühldings |
Hinten oben fünf |
Vorne unten drei |
Beim Rotationsverdampfer zum Beispiel wird die in Lösungsmittel gegebene Substanz im Ölbad erhitzt, kondensiert dann an einem oben angebrachten Kühldings und tropft in einen anderen Kolben. Auch Rührfische spielen bei dieser Sache eine Rolle. Über viele andere Stationen kommt dann am Ende ein sehr reiner Kristall heraus.
Da muss der König ... |
... sehr genau ... |
... hinschauen |
Der König durfte eine Probe von 1,52 g
mitnehmen. Er freute sich sehr. Das Gläschen kommt in die königliche Vitrine.
Nach der Analyse besah sich der König noch die anderen Apparate im Labor, die Feinwaage, den Trockenschrank, die Abzüge und die vielen, vielen Gläser. Dabei gingen ihm wieder mal die Pferde durch und er fiel kopfüber in einen Messkolben. Er musste befreit werden. Wieder einmal hat eine Belehrung nichts genutzt.
Quetschkönig im Glas |
Zum Schluss wurde dem König noch die Wirkungen von Schwermetall, in diesem Fall Chrom(VI)-Oxid, auf den menschlichen Körper erklärt. Seine Plüschigkeit hätte das gern im Selbstversuch nachgeprüft. Allerdings war selbst er nicht so verwegen, dies in die Tat umzusetzen. So wurde dieser Fall nur für die Presse mit Puderzucker nachgestellt.
Sieht lecker aus |
Mal sehen wie es schmeckt |
This is the end, my friend |
Beim Hinausgehen fragte der König nach dem
Bunsenbrenner, den er noch aus seiner Schulzeit kannte. Er erfuhr,
dass so etwas hier nicht benutzt wird. Das machte ihn etwas traurig.
Nachdenklich fuhr er wieder heim, zum
Kartoffelsalat mit Würstchen.