"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde"
Karl Valentin

Samstag, 29. Dezember 2012

Des Königs Besuch im Chemielabor

„Nicht mal zu Weihnachten hat man seine Ruhe!“ stöhnte der König. Aber war er nicht selbst schuld? Hatte er nicht seine jungen Untertanen ermutigt, die Natur und Technik weiter zu erforschen und ihre Bildung an den besten Instituten seines Landes zu erweitern? Jetzt haben sie genau dies getan und wollten dem König ihre Studienobjekte und Labore auch zeigen.
Im Stillen hat sich der König auch darauf gefreut, aber die Contenance verbot ihm, dies zu exzessiv zu zeigen.
So fuhr am Weihnachtstage die Kutsche des Königs vor, um ihn in die chemischen Labore zu bringen. Nach kurzer Fahrt kam die königliche Kalesche am königlichen Institut an.
Und schon tauchte ein Problem auf. Der Gastgeber hatte nicht bedacht, dass das Institut am Feiertage geschlossen war und er hatte keinen passenden Schlüssel. Was denn nun? Glücklicherweise kamen zwei Studentinnen, die ihre Zeit im Institut verschlafen hatten, und wollten schnell heim zu ihren Lieben.
Der König wies sie an, seine Delegation einzulassen. Sie fragten den König dreist nach dessen Berechtigung, er wollte schon barsch antworten; aber der Gastgeber des Königs sagte den beiden, dass er einen Schlüssel hätte, der nur nicht ins Schloss passte. Mit dieser eigentlich unsinnigen Auskunft zufrieden, wurde der König und sein Gefolge eingelassen. Der König musste über die beiden jungen Hühnchen lächeln.
Am Labor angekommen zeigte der junge Chemiker dem König stolz sein Namensschild an der Tür. Seine Hoheit nahm dies wohlwollend zur Kenntnis.

Brille? - Cool mann!


Im Labor selbst musste selbst der König erst einmal eine Sicherheitsbelehrung über sich ergehen lassen und eine Schutzbrille aufsetzen. Doch so ein Vortrag ficht doch den König nicht an, wie sich noch zeigen wird.
Alles in 3D

Nach der Belehrung durch den örtlich zuständigen Chemiker wurden seiner Majestät erst einmal Modelle von Molekülen am Rechner gezeigt. Da sieht selbst der Laie sehr deutlich, dass die Enden der Molekülketten mal nach unten und mal nach oben zeigen. Warum das so ist, das ist unter anderem das Ziel der Untersuchungen in diesem Labor. Moleküle sind übrigens sehr klein. Kleiner noch als Staubkörner. Das wusste der König noch nicht. Er staunte sehr.
Dem König wurden auch Bilder von Atomen gezeigt. Die sind noch kleiner als Moleküle.






Nach der Theorie ging es an die Praxis.
Dem König wurde detailreich vorgeführt, wie verschiedene Substanzen gemischt und wieder getrennt wurden. Dabei erklärte der Chemiker seiner Plüschigkeit, wie die verschiedenen Apparaturen funktionieren.

Da hat einer Durchblick

Das Kühldings
Hinten oben fünf
Vorne unten drei

Beim Rotationsverdampfer zum Beispiel wird die in Lösungsmittel gegebene Substanz im Ölbad erhitzt, kondensiert dann an einem oben angebrachten Kühldings und tropft in einen anderen Kolben. Auch Rührfische spielen bei dieser Sache eine Rolle. Über viele andere Stationen kommt dann am Ende ein sehr reiner Kristall heraus. 



Da muss der König ...


... sehr genau ...
... hinschauen


Der König durfte eine Probe von 1,52 g mitnehmen. Er freute sich sehr. Das Gläschen kommt in die königliche Vitrine.

Die königliche Probe















Nach der Analyse besah sich der König noch die anderen Apparate im Labor, die Feinwaage, den Trockenschrank, die Abzüge und die vielen, vielen Gläser. Dabei gingen ihm wieder mal die Pferde durch und er fiel kopfüber in einen Messkolben. Er musste befreit werden. Wieder einmal hat eine Belehrung nichts genutzt.

Quetschkönig im Glas












Zum Schluss wurde dem König noch die Wirkungen von Schwermetall, in diesem Fall Chrom(VI)-Oxid, auf den menschlichen Körper erklärt. Seine Plüschigkeit hätte das gern im Selbstversuch nachgeprüft. Allerdings war selbst er nicht so verwegen, dies in die Tat umzusetzen. So wurde dieser Fall nur für die Presse mit Puderzucker nachgestellt.

Sieht lecker aus

Mal sehen wie es schmeckt
This is the end, my friend


Beim Hinausgehen fragte der König nach dem Bunsenbrenner, den er noch aus seiner Schulzeit kannte. Er erfuhr, dass so etwas hier nicht benutzt wird. Das machte ihn etwas traurig.
Nachdenklich fuhr er wieder heim, zum Kartoffelsalat mit Würstchen.

Samstag, 1. Dezember 2012

Der König in Chamonix – Mont Blanc

Holadihü - holadihö

Nach den Abenteuern am Genfer See sollte die Reise in die Alpen führen. Chamonix, gesprochen Schamonie,wird der Ausgangspunkt zweier Bergtouren werden. Auf der Autofahrt dorthin fragte sich der König, ob Asterix auch Asterie gesprochen wird. Er kam zu keinem Ergebnis. Seine Begleiter schauten unruhig zum Himmel. Aber der seit Tagen angekündigte Fön war wirklich da. In den Tälern lag noch dicker Nebel. Die Berge links und rechts wurden immer höher.
Nach und nach kam die Sonne über die Berge. Als erstes färbte sie die Gipfel golden. Danach bekamen die dunkelgrauen Hänge Farbe. Doch ganz in die Täler reichten die wärmenden Strahlen noch nicht. Dort blieb es ungemütlich kühl und dunkel. An Albertville vorbei ging es immer weiter in die Hochalpen. Plötzlich deutete der Kutscher auf einen Hang und rief: „Dahinter, der weiße Gipfel das ist der Mont Blanc!“.
Sonnige Höhen
Der König war etwas enttäuscht. Das sollte er höchste Berg der Alpen sein? Eine niedliche halbrunde Schneekappe, kein spitzer gefährlicher Grat? Das war schon komisch. Alles andere drum herum war spitz und schroff und der Mont Blanc rund, niedlich, glatt wie ein Katzenbuckel. 

Bald kam des Königs Kutsche in Chamonix an, einem der berühmtesten Alpenorte. Chamonix, der Ort, in dem 1928 die ersten Olympischen Winterspiele der Neuzeit ausgetragen wurden.
Kurz darauf stand man am Fuß des Aiguille du Midi, dem ersten Ziel. An der Seilbahn zum Gipfel stand nur eine Gruppe Chinesen, die sind ja bekanntermaßen sehr klein und so musste des Königs Reisegruppe nicht lange warten, ehe es weiter ging. Über verschiedene Seilbahnen, Treppen und Lifte kam man auf dem über 3800m hohen Aussichtspunkt an. 




12602 Füße

Zwischendurch musste der König seinem Begleiter, dem Oberzwerg, einen Stärkungstrunk reichen. Der Alte hat sich wohl überschätzt und sein Kreislauf wollte in der dünnen Höhenluft nicht mehr so recht.

Der König ist beeindruckt


Oben angekommen bot sich dem König ein einmaliges Panorama. 
Die schneebedeckte Kuppel des Mont Blanc erhob sich vor dem kleinen Herrscher und die Berge daneben bildeten eine beeindruckende, ja begeisternde Kulisse. Da wurde selbst der König ganz demütig. Er konnte 2800 Meter in die Tiefe sehen. Das ist sehr tief.


Nochmal: Wirklich tief!















Nach einer Stärkung mit Hasenbrot und Kräutertee und mit neuem Mut im Herzen ging des Königs Tross zur Bergstation der Seilbahn. Es wurde Zeit für die Abfahrt, denn man wollte ja noch zum „Mer de Glacé“. Einer der größten Gletscher Europas wartete auf den König.
Diesmal hatte der Franzose erfahren, dass der König kommen würde und so bildete sich im Warteraum der Station eine große Traube Menschen, die den König sehen und ihm huldigen wollten. Im Zug hatte der König dann allerbeste Plätze. Und sehr gute Sicht auf die Berge. Dem König gefiel das.

Vorbildlicher Passagier
Die Bahn zuckelte flott die fünf Kilometer zum Montenvers hinauf. Nach etwa 30 Minuten erreichte man den viertgrößtem Gletscher der Alpen.












Aber der König war enttäuscht. Die Gletscherzunge unter ihm war von graubraunem Gestein bedeckt. Das intensive Blaugrün von Gletschereis bekam er erst einmal nicht zu sehen. Der Gletscher war soweit eingeschmolzen, dass die Seilbahn nicht mehr hinunterreichte. Inzwischen musste man nach der Fahrt mit der Seilbahn noch 300 Stufen nach unten laufen, um zu der ins Eis gehauenen Gletschergalerie zu kommen.
Über dem König erhoben sich hohe, teilweise sehr spitze Berge und gegenüber schoß ein Wasserfall ins Tal. Ein gelber Hubschrauber flog vorbei und die Sonne füllte das Tal mit Wärme. So war der eisige Atem des Gletschers nicht zu spüren.

Gletscherzunge, nicht sehr schön
In den Gletscher hinein hatte man Höhlen gegraben und eine kleine mit farbigen Licht aufgewertete Eisskulpturgalerie aufgebaut. Viel Mühe hatte sich der Franzose nicht gegeben. Ein paar beleuchtete Eisblöcke und das war es auch schon. 
Des Königs Tross








Langsam musste des Königs Tross los, denn die letzte Seilbahn wartete nicht. Der König schaute noch einmal zurück ins sonnenüberflutete Gletschertal
Bald darauf kam der Zug und man fuhr wieder nach Chamonix und weiter in die Herberge zurück.