"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde"
Karl Valentin

Donnerstag, 28. Februar 2013

Des Königs Besuch in der Biosphäre Potsdam

Dem König war kalt. Und das miese graue Winterwetter zehrte an seinen Nerven. Das wird man ja trübsinnig, dachte er. Seine schlechte Laune erfasste seinen ganzen Hofstaat. Da luden ihn zum Glücke aller Beteiligten gute Bekannte aus dem Nachbarreich zu einer Reise ins Warme ein. Und die Fahrt sollte keine zehn Minuten dauern! 
 
Blümchen
Das Ziel war die Biosphäre in Potsdam. Erbaut zur Bundesgartenschau im Jahre 2001, ist dieses Tropenhaus noch immer ein Anziehungspunkt für Groß und Klein. Abgeholt wurde der König vor seinem Stadtpalais mit einer Limousine, zusammengeschraubt im Lande Nippons, ganzer Stolz seines Besitzers. Angekommen am Ziel musste der Kutscher sein Gefährt auf einem staubigen Schotterplatz abstellen! Das ist nicht gut für das Fahrwerk, die Reifen gehen entzwei, lamentierte er. Der gute Mann konnte sich gar nicht beruhigen. Das konnte ja heiter werden.
 
Des Königs Durchblick
Aber in der Halle wurde des Königs Tross freundlich empfangen, es gab sogar einen genauen Biosphärenplan mit Rettungswegen und Notausgängen, damit seine Hohheit nicht verloren geht. 
 
 
 
 
 
Zunächst ging es durch ein nachgebildetes U-Boot mit verschiedenen maritimen Spielstationen. So konnte der König beispielsweise an einem Steuerrad drehen, den Kreiselkompass kreiseln oder auch in einen Taucheranzug steigen. Auch konnte er bunte Fische hinter Bullaugen bewundern. Sehr schön.
 
 
Romantisches Fischchen
 
Hinter dem Wasserfall
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ein paar Meter weiter kam man dann in die große Tropenhalle. Empfangen wurde seine Majetät mit schwül-warmer Luft und Dschungelgeräuschen. Vogelgezwitscher, das Rauschen eines Wasserfalls, Affenrufe und Schreie von kleinen Tieren, die wahrscheinlich gerade eines gewaltsamen Todes starben, erfüllten den Raum mit einer wahren Kakophonie. Und sehr grün war es. 
 
Erfahrene Dschungelscouts führten den König dann durch das fast undurchdringliche Unterholz. Dabei zeigten sie immer wieder auf  Tiere und Pflanzen, die seine Plüschigkeit mit seinen Stadtaugen sämtlich übersehen hätte. Eidechsen, Spinnen, Heuschrecken, Frösche und viele bunte Orchideen erfreuten des Königs Blick. Auch konnte er kopulierende Stabheuschrecken bewundern. Aber nicht alles auf der Welt ist schön anzusehen. 
 
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Plötzlich durchfuhr ein Schreck des Königs kleinen Körper! Stand da nicht ein Tiger im Busch? Der Ranger konnte den kleinen Herrscher aber schnell beruhigen. Es war nur ein Pappkamerad, der dort zu Studienzwecken aufgestellt war. Der König regte an, diesen sehr echt aussehenden Kunsttiger hellblau anzumalen, damit sich unbedarfte Dschungelbesucher wie er nicht so erschreckten. Der Angestellte sicherte sofortig Umsetzung des königlichen Vorschlags zu.
 
Schmetterdings

Schmetterlingskind
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Danach führte der Weg in ein Schmetterlingshaus. Dort flogen dem König Schmetterlinge in Größe von Segelfliegern und in allen Farben um die Ohren Seine Majestät war beeindruckt.
 
 
Kinderschild
 
Zum Abschluss wurde der König und seine Begleitung während eines kleinen Empfangs mit Getränken, Kuchen und Eis bewirtet.
Seine Plüschigkeit nahm einen Kirsch-Eisbecher. 
 
Königlicher Kreis
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dem König gefiel der Besuch in der Biosphäre ausnehmend gut, er sicherte ein Wiederkommen zur Orchideenausstellung im März/April zu.
Draußen auf dem Parkplatz lamentierte der Kutscher immer noch, aber das ficht seine Herrlichkeit jetzt nicht mehr an. Ihm war wieder warm. 
 
Blume und König
 
Aber wo die Affen waren, die er am Anfang hörte – das bekam er nicht raus.
 
Königlicher Gästebucheintrag