"Fremd ist der Fremde nur in der Fremde"
Karl Valentin

Dienstag, 27. November 2012

Der König in der Schweiz und Frankreich

Auf dem Genfer See
Im September begab sich der König gemeinsam mit einer Zwergenfamilie auf eine Reise in die Schweiz und nach Frankreich. Leider musste der Oberzwerg sofort danach wieder arbeiten. Er versprach dem König aber die Reisebilder bald zu übersenden. Dennoch vergingen zwei Monde, ehe die ersten Fotos vorlagen. Der König hatte inzwischen ganz andere Sorgen und so war er überrascht, als die Bilder und der Reisebericht doch noch ankamen.

Mitte September flog der König mit den Zwergen nach Genf. Da der Sohn der Zwergenfamilie eine große Wohnung in Saint Julien en Genovois vorweisen konnte, zog der König dort ein. Seinen Hofstaat hatte er zu Hause gelassen. Für die nötigen Dienstleistungen hatten die Zwerge zu sorgen.
Nach dem Flug wollten die Zwerge sofort zum nahegelegenen Berg Saleve fahren. Weil es regnete und der Flug den König doch etwas gestresst hatte, verzichtete er auf diese Tour und er ruhte sich aus. Am nächsten Tag standen zwei Städte und der Genfer See im königlichen Terminkalender, da musste die Ruhepause sein. Der König ist ja auch keine zwanzig mehr. Früh am nächsten Morgen konnte er ausgeruht mit der japanischen Kalesche des Zwergensohnes losdüsen. Die Fahrt ging zuerst nach Yvoire.

Der König in Yvoire und Nyon


Yvoire ist eines der schönsten Dörfer Frankreichs und deshalb ein beliebtes Ausflugsziel. Im Sommer treten sich die Touristen hier gegenseitig auf die Füße - sagt man. Der kleine Ort liegt an der Spitze der Lèman-Halbinsel und war im Mittelalter ein wichtiger strategischer Punkt am Genfer See. Nach und nach wurde er vergessen und genau das rettete den Ort vor dem Umbau, dem viele Dörfer in Frankreich zum „Opfer“ fielen. Die alte Substanz blieb vollständig erhalten und so präsentiert sich das herrlich gelegene Dörfchen mit renovierten mittelalterlichen Höfen, Kunst und Kultur, sowie üppigen Blumenkulissen an den alten Häusern. Als man auf dem Parkplatz vor dem Ort ankam waren nur wenige Gespanne da. War das ein gutes Zeichen? Durch eine kleine Gasse kam man zum Ort. Als erstes sah der König, dass Yvoire von einer dicken Mauer umgeben ist.

Vom Krieg verschont
Das sah schon sehr pittoresk aus. Neugierig schritt ihre Hoheit durch das Stadttor und befand sich sofort im Mittelalter.
Alte Häuser mit dicken Steinmauern, an denen Geranienbüsche in allen Farben leuchteten, umgaben den kleinen Herrscher und er sah in seinen Gedanken Bauern und Händler dort sitzen und feilschen. Die Rufe der Marktschreier und das Gegröle von Musketieren in den Kneipen tönten in seinem Kopf und die alten Weisen der Spielleute kamen ihm in den Sinn. Die Gaststätten hießen hier Brasserie. Vielleicht kam daher der deutsche Begriff „Prassen“. Die königliche Enzyclopädia meint dazu zwar etwas anderes, aber der König dachte hier lässt es sich doch sicher prächtig tafeln. Doch das musste warten. Allerdings für eine kurze Rast war immer Zeit.
Als man dann am Hafen ankam erfuhr der König, dass das Schiff nach Nyon auf die schweizer Seite des Genfer Sees in wenigen Minuten abfahren sollte und ordnete an, zuerst die Tour nach und in Nyon zu machen um dann wieder nach Yvoire überzusetzen. Da seine Kalesche hier stand, hatte er nach dem Besuch von Nyon alle Zeit der Welt, um in Yvere alles anzusehen. Die Zwerge bewunderten die Weitsicht des Königs und gingen ohne Zögern an Bord des Liners. Während man auf das Ablegen des Dampfers, der doch nur wieder ein Dieselschiff war, wartete, sah man sich den Hafen und den See mit seinen Ufern genauer an. In der Ferne war Lausanne zu sehen und genau gegenüber Nyon mit dem Juragebirge. Erwähnenswert ist vielleicht, das dieses recht junge Mittelgebirge dem Erdzeitalter Jura seinen Namen gab und nicht umgekehrt. Jura bedeutete bei den Römern Waldrand und geht auf die bewaldeten Höhenzüge zurück. Der König schüttelte vor Staunen den Kopf, als er dies erfuhr.

Jetzt fahr'n wir über'n See
Nach etwa 30 Minuten Bootsfahrt kam man in Nyon an. Nun waren seine Majestät in der Schweiz. Nyon liegt im Kanton Waadt und hat einen Fisch im Stadtwappen. Warum wohl? Das konnte dem König niemand erklären.
Nyon war um die Zeit der Geburt Christi die wichtigste römische Stadt am Genfer See. Um das 5. Jahrhundert herum gaben die Römer die Stadt auf. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde sie vergessen. Erst 600 Jahre später begann ein Neuanfang für Nyon. Unterschiedliche Herrscher prägten dann ihr Antlitz. Einige Berühmtheit erlangte sie im 18. Jahrhundert als Sitz einer Porzellanmanufaktur. Heute ist Nyon wegen seiner alten Bausubstanz und der ausgezeichneten Lage ein beliebtes Ausflugziel am Genfer See. Vom Hafen kommt man auf direkten Weg in die sehr schöne Altstadt. Der König wollte natürlich zuerst zum Schloss. Ein kleiner Weg führte auf den Hügel. Rechts und Links gab es ein paar Wirtshäuser, dazwischen einen Brunnen mit einem bannertragenden Ritter. Irgendwie steht der wohl für die Freiheit der Schweiz, aber das war dem König egal. Er machte ja keinen umfangreichen stadtgeschichtlichen Exkurs und so blieb der exakte historische Hintergrund dieser Statue weitgehendst verborgen. Das war auch nicht schlimm, denn es gab noch viel mehr zu sehen. Zunächst wollte er den Hügel hinauf zur dortigen Burg
Oben angekommen genoss der König erst einmal den tollen Blick über den See nach Yvere und Genf. Im Hintergrund erhoben sich die französischen Alpen. Leider blieben die schneeweißen Gipfeln im Dunst weitgehend verborgen.

Die Alpen (hinter den Wolken)
Bei besserer Sicht hätte der König auch den Mont Blanc sehen können, aber die niedrigen Wolken in den Bergen verhinderte dies. Das war aber nicht schlimm, denn einen Ausflug zum Mont Blanc hatten die Zwerge für den nächsten Tag geplant. Es war Fön angesagt und das verhieß gutes Wetter und gute Sicht.


Die Aussicht war schön und des Königs Laune noch viel besser. Die Zwergin, ihr Sohn und der König sind begeisterte Museumsgänger. So war das kleine Museum in der Burg ein Muss! Im Museum der Burg erfuhren man einiges über den Ort und die Burg.
Die Burg war bis in die siebziger Jahre ein gefürchtetes Schweizer Gefängnis. Im Winter war es hinter den dicken Mauern sehr kalt. Die Temperatur in den nassen Räumen lag dann bei maximal 8°Celsius. Das war sicher sehr ungemütlich. Es gab auch eine kleine aber feine Keramikausstellung, denn Nyon war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Porzellanherstellung. Das Geheimniss der Porzellanherstellung hatte wohl ein sächsischer Überläufer mitgebracht. Nachdem man alles genau angesehen hatte ging der König mit den Zwergen auf einem anderen Pfad zurück in die Stadt, welche in der letzten Zeit aus allen Nähten zu drohen scheint. Ein Zuwachs von etwa tausend Einwohnern pro Jahr zeugen von einer guten Wirtschaftssituation und hoher Attraktivität. Nun brauchte der König erst mal eine Pause.
Endlich Pause!

Ein kleines Cafè kam gerade recht um die nun müden Beine ausstrecken zu können. Der Zwergensohn alberte noch ein wenig mit dem König herum, dann kam bald kam der Milchkaffee mit Schokopulver, welcher dem König vorzüglich mundete.

Man hatte nicht auf die Uhr geschaut, trotzdem wartete der König nur eine viertel Stunde und das Boot nach Yvoire kam. Hätte seine königliche Hoheit nur etwas länger gewartet, würde sogar ein echter Schaufelraddampfer die Tour übernehmen. Doch Yvoire wartete noch am anderen Ufer und so fuhren alle mit dem nächsten Schiff zurück nach Frankreich.
In Yvoire angekommen schauten man sich nun ausgiebig den Ort an. Im Ort gab es einen Garten der Sinne. Den wollte sich die Zwergenfrau unbedingt ansehen, schreckte dann aber bei einem Eintrittpreis von 10 Euro zurück. Sie hatte sich aber den Besuch des Gartens so sehr gewünscht. Da sprach der König selbst am Kassenhäuschen vor und wies an, seine Begleitung kostenlos einzulassen. Da freute sich die Zwergin.
Dem König selbst gefiel besonders der Steingarten, in dem er seine Kletterkünste beweisen konnte sowie der Garten mit Pflanzen, die man zu Likörherstellung nimmt. Seine Hoheit ließ die Zwerge alles genau aufschreiben. Zu Hause würde er seine Höflinge beauftragen, einen solchen Garten anzulegen. Dann hatte er immer feinste französische Liköre aus eigener Produktion…..

Der König sticht sich am Dorn
Auch sonst wurde der König nicht enttäuscht. Es gab acht kleine Gärten. Man konnte Vögel hören, Kräuter riechen, unterschiedliche Farben sehen, Blätter und Stacheln tasten. Da gabs scharfe Stacheln und samtweiche Blätter. Harte, rauhe und weiche Pflanzen wechselten sich ab.
In einem weiteren Garten konnte man Kräuter kosten. Alles war gut gepflegt. Sehr beeindruckte den König, das man aus Äpfelbäumen auch Hecken machen kann.

Dicke Frau, edler König
Es war fast Abend und und der König wollte in ein Wirtshaus einkehren, aber leider waren fast alle Gasthäuser noch oder schon zu. Mittwoch und Donnerstags ist in Frankreich in den meisten Gegenden Ruhetag für Gaststätten, bedeutete man dem König - nicht ohne großes Bedauern auszudrücken. Der König wusste natürlich, dass die Franzosen in ihrer Geschichte gegenüber Hoheiten nicht immer nett waren, deshalb maß er dem bekundetem Bedauern nicht allzuviel Bedeutung bei. Er ärgerte sich ein wenig, das verging aber rasch.
Die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und es wurde Zeit „nach Hause“ zu fahren.
Ein toller Tag, den auch die schönsten Bilder nicht annähernd beschreiben können, ging zu Ende.
Nach ein, zwei rauchigen Whiskey´s aus der Hausbar des Zwergensohnes musste man ins Bett, denn am nächsten Tag wollte der Herrscher zeitig raus. Der Mont Blanc und das Mer de Glace riefen. „Le monde appartient à ceux qui se lèvent tôt!“ oder in Deutsch „Der frühe Vogel fängt den Wurm“! Das hieß also - früh raus und los und jetzt ins Bett.

Gastbeitrag von Zwergi

Samstag, 24. November 2012

Der König ist in Sorge

Schock an des Königs Hof!
Des Königs Hofschreiber und Hoffotograf ist plötzlich erkrankt und hat damit den König in Schlaflosigkeit und große Sorge getrieben.
Doch von Anfang an:
Bei dem treuen Untertan des Königs wurde bei einer Darmspiegelung ein recht großer und dazu noch bösartiger Tumor festgestellt. Diese Nachricht hätte dem König die Beine weg gehauen, wenn er denn welche hätte.
(Nebenbei bemerkt, der König muss sich fast täglich einer Darmspiegelung unterziehen.)
Jedenfalls blieb dem König fast die Spucke weg und er machte sich Gedanken, wie er diesen guten Mann ersetzen soll. 

Da haben wir den Salat
Während etlichen Gesprächen mit den besten Ärzten seines Reiches erfuhr er, dass sein Untertan diese Erkrankung überleben kann und der König sich nicht nach neuem Personal umsehen müsste. Umgehend ordnete seine Plüschigkeit die beste und teuerste medizinische Betreuung und Therapie an, die in des Königs Hospitälern zu bekommen war um den kranken Mann wieder auf die Beine zu bringen. 
The Core

Nach diversen Untersuchungen in verschiedenen Apparaturen wurde des Königs Untertan operiert und dabei die Geschwulst vollständig entfernt. Nach der Operation besuchte der König das Krankenhaus, um sich ein Bild vom Genesungszustand seines Getreuen zu machen. Auch inspizierte er die Unterlagen und technischen Einrichtungen des Hauses. Der König war mit allem sehr zufrieden.

Die Betten sind sauber












Damit der Hoffotograf dem König noch viele Jahre Freude und Unterhaltung bieten kann, schlugen die Ärzte eine 6-monatige Chemotherapie mit anschließender Kur vor. Der König wies seinen Mann an, sich dieser Therapie sofort zu unterziehen.

Ich helfe doch gern!

Die anfallenden Kosten wird des Königs Krankenversicherung übernehmen.
Nun bekommt des Königs Hofschreiber alle zwei Wochen einen Medikamentenmix, der die restlichen bösartigen Zellen in seinem Körper ausmerzen wird. Er klagt zwar über Nebenwirkungen, so friert er jetzt sehr schnell und mit dem Magen geht es auch nicht so recht, aber der König lässt Gejammer und Klagen nicht zu. Er solle sich nicht wie eine Memme aufführen.



Jammert denn der König? Er macht sich schließlich auch Sorgen um seine Untertanen.
Und als König muss er vorangehen.
Und das tut er.
Ohne Jammern.